Mythen und Märchen ums Online-Business gibt es haufenweise. Du musst nur mal zu Facebook und Instagram gehen.
Was ist dran an den Versprechen und Mythen, die sich ums einfache Geld, Arbeiten von überall und reich werden mit wenig Aufwand drehen?
Ich liefer dir die Fakten, dann kannst du dir deine eigene Meinung bilden.
Mythos #1: Mach aus deiner Leidenschaft ein Online-Business.
Leidenschaft ist zur Religion geworden, vor allem in der Online-Business-Welt.
Wenn du sie anbetest, wird sich Arbeit nie wieder wie Arbeit anfühlen. In deinem Herzensbusiness wird alles immer voller Freude und Leichtigkeit gehen.
Die Wörter triggern bei mir Brechreiz, so wie früher das Schulessen Tote Oma.
Weil das Quatsch ist.
Wenn du ein Business betreibst, wirst du immer auch Dinge tun, die dir nicht gefallen. Und das auch noch auf lange Sicht.
Ein Problem mit dem totalen Fokus auf Leidenschaft ist noch viel größer:
Was, wenn sich außer dir niemand für deine Leidenschaft interessiert?
Ein Unternehmen macht Geld, wenn es etwas verkauft, was Kunden haben wollen.
Ohne Nachfrage kein Umsatz.
Ohne Kunden hast du kein Business sondern ein Hobby.
Nicht jede Leidenschaft muss im Business enden.
Dieser Druck, deine Leidenschaft finden zu müssen, um damit reich zu werden, ist total kontraproduktiv.
Verdien Geld mit dem, was du gut kannst. Und heb dir die Leidenschaft als Hobby auf.
So findest du die Verbindung zwischen: Was liegt dir am Herzen UND hilft deinen Kunden weiter?
Frag dich: Was kannst du schon richtig gut? Was hast du in den letzten 2 oder 5 oder 10 Jahren deiner Karriere gemacht?
Das ist bestimmt etwas, was Kunden Ergebnisse bringt.Meistens tun wir die Dinge, die wir richtig gut können auch leidenschaftlich gern.
Seth Godin sagt es so toll in seinem neuen Buch The Practice:
„Do what you love“ is for amateurs. „Love what you do.“ is the mantra for professionals.
Find mit dem 4-Fragen-Test heraus, ob deine Business-Idee Potenzial hat.
Mythos #2: Ich werde Coach und verkaufe Online-Kurse.
Du willst Coach werden? Weil du
a) anderen gern hilft oder
b) von deinem Job genervt bist oder
c) auf eins dieser Windbeutel-Versprechen reingefallen bist, dass du als Coach ganz schnell ganz viel verdienst.
Ich bekomm so viele Emails von Menschen Frauen, die eine jahrelange Karriere hinter sich haben. Sie sind von ihrem Job genervt und wollen jetzt Coach werden. Weil sie gern anderen helfen.
Leider enden viele der neuen Coaches pleite oder im nächsten Job.
In Deutschland gibt es ungefähr 30.000, Coaches, darunter ungefähr 8000 Business Coaches.
Wirtschaftspsychologe Uwe Kanning schätzt weniger als 20% davon als wirklich seriös ein. (Wirtschaftswoche)
Laut der Marburger Studie zum Coaching-Markt machen 2 von 3 Anbietern mit Coaching maximal 30 000 Euro ihres jährlichen Umsatzes. (Wirtschaftswoche) Andere Studien gehen von weniger aus.
Erik Lindner, Autor von Coaching-Wahn in 2011, geht von mindestens 40.000 Coaches in Deutschland aus, von denen die meisten nur 10% ihres Einkommens mit Coaching erwirtschaften.
Studiere deinen Markt ganz genau, bevor du dich entscheidest, Coach zu werden.
Dein Wissen in Online-Kursen zu verkaufen, ist die Krönung – nicht der Start.
Als Coach ist es dein Job, deinen Klienten zu helfen.
Damit du ein guter Coach wirst, musst du persönlich und eins-zu-eins arbeiten.
Wenn du schon richtig gut bist, genau weißt, welche Fragen, Methoden, welcher Prozess bei deinen Kunden funktioniert, kannst du dein Wissen als Kurs verpacken.
Wenn du nur drauf aus bist, Online-Kurse zu verkaufen, frag dich ehrlich, ob du wirklich Coach sein willst.
Mythos #3: Für ein Online-Business brauchst du Online-Kurse.
Kommt drauf an, wie du Online-Business definierst. Für mich ist ein Online-Business eins, bei dem ich meine Kunden mit Online-Marketing gewinne und mit Online-Angeboten bediene.
Es gibt viele Online-Formate, mit Kunden zu arbeiten. Die meisten sind sogar für Anfänger viel einfacher, als gleich einen Online-Kurs zu bauen.
- 1:1 Beratung / Coaching / Training / Schulung über Skype oder Zoom
- VIP-Tag, halbtags oder ganztags auf Skype oder Zoom für intensive Einzelarbeit
- Mastermind-Gruppe online, z.B. mit 14-tägigen Treffen, dazu eine Facebook-Gruppe für den Austausch
- Workshop online, z.B. mit 1- bis 2-stündigem Trainings-Webinar, konkreten Aufgaben und Feedback-Runde. Facebook-Gruppe für begrenzte Zeit für noch mehr Support.
Mythos #4: Du verdienst passiv Geld.
Passiv Geld verdienen bedeutet, du machst den Finger nicht krumm.
Das geht nur, wenn du geerbt hast und von den Zinsen vom Geld lebst, das du nicht erwirtschaften musstest. (Herzlichen Glückwunsch! Du brauchst ja kein Online-Business mehr.)
Im Online-Business ist passiv mehr Arbeit.
Du musst verdammt viel Vorarbeit leisten, bis du soweit bist, mit Produkten „passiv“ Geld zu verdienen.
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Was ist dran an den Online-Business-Mythen, die sich ums einfache Geld, Arbeiten von überall und reich werden mit wenig Aufwand drehen? @SandraHolze
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Ein tolles Produkt entwerfen.
Für Traffic sorgen. Mit Content. (ups, nicht passiv). Mit Ads.
Einen Verkaufsfunnel erstellen.
Das Produkt aktuell halten.
Kundenfragen und Support-Emails beantworten.
Mythos #5: Du kannst von überall arbeiten.
Warum wird Online-Business gern mit Arbeiten vom Strand gleichgesetzt?
Sand in der Poritze und im Laptop machen dich nicht produktiver.
Die Wahrheit ist, dass wir Online-Business-Unternehmer irgendwo drin sitzen, wo das Internet schnell ist und sich die Sonne nicht auf dem Retina-Display spiegelt.
Die meisten tingeln auch nicht als Digitale Nomaden durch die Welt, sondern haben einen festen Arbeitsplatz zu Hause oder im Coworking.
Wenn ich 3 Monate reise, mach ich nicht 3 Monate Urlaub. Ich sitze jeden Tag in meiner Ferienwohnung am Tisch und arbeite.
Wir Online-Business-Leute sind viel langweiliger als es auf Instagram aussieht.
Mythos #6: Du brauchst eine riesige Social Media Community.
Stimmt nicht. 100.000 Instagram Follower machen kein Business aus.
Ich bin das beste Beispiel: Ich habe mickrige 3200 Instagram Follower und unter 10.000 Facebook-Fans. Und hab ein sehr gut laufendes Business.
Mein Fokus liegt immer auf meiner Email-Liste. Wie kann ich meine Leser glücklich machen?
Selbst wenn du wie ich, keine Social Media Freundin bist, ohne geht's leider auch nicht.
Du musst dafür sorgen, dass dein Content entdeckt wird.
Mein Tipp: Mach 1 Netzwerk richtig, statt 5 half-assed.
Mythos #7: Mit dieser Geheimstrategie läuft dein Online-Business.
Die Geheimstrategie macht vor allem eins. Sie verkauft sich gut.
Die Facebook-Ads versprechen immer die neue / beste / wirksamste Strategie ganz schnell / einfach Kunden zu gewinnen.
Die Strategien sind weder neu noch besser als andere.
Für ein gut laufendes Online-Business brauchst du
- Bekanntheit – erreichst du mit Blog, Podcast, Video, Social Media, Vorträgen, Ads
- deinen Tribe aus Menschen, die verbindet, dass sie etwas erreichen wollen oder lösen wollen (Email-Liste! oder Facebook-Gruppe)
- eine Lösung für das Problem, das deine Leute lösen wollen (dein Produkt)
- ein heißes Angebot – eine Salespage, ein Webinar, Verkaufs-Emails
Die Zutaten sind immer gleich, der Weg dahin sieht verschieden aus. Die einen verkaufen direkt auf Instagram, die anderen im Webinar.
Es gibt keine geheime Strategie und keine Abkürzung.
Bekanntheit aufbauen, Tribe aufbauen, Produkt erstellen und gut verkaufen bedeutet Arbeit.
Viel Arbeit verkauft sich eben nicht so gut in einer Ad wie die Geheimstrategie.
Mythos #8: Dein Online-Business fängt mit einem Online-Kurs an.
Das ist der häufigste Fehler, den ich seh, aus folgenden Gründen:
Du baust einen Online-Kurs von dem du denkst, den braucht die Welt.
Du bist noch unbekannt. Wer soll deinen Kurs kaufen?
Du hast noch keinen Kundenkontakt. Woher weißt du, was deine Kunden wollen?
Du schließt von deinen jetzigen Kunden auf zukünftige Online-Kurs-Kunden. Das funktioniert nie gut.
Dein Online-Business fängt mit deiner Community an.
Und so ist die Reihenfolge:
Du baust dir Reichweite online auf mit Content, mit Social Media. Der Kontakt zu deinen Fans hilft dir, die besser zu verstehen und rauszufinden, was die brauchen.
Du baust deine Email-Liste auf. Email hat immer noch die beste Conversion-Rate. Wenn du gut verkaufen willst, brauchst du eine Liste.
Du betreibst Kundenforschung und findest ganz genau raus, welchen Kurs deine Community braucht. Dann erstellst du diesen Kurs.
Du lädst deine Community ins Webinar ein und verkaufst. Weil der Kurs genau deren Bedürfnis erfüllt, regnet's Scheine.
Mythos #9: Du verkaufst nebenbei ein paar Online-Kurse.
Du hast eine Praxis oder bist hauptberuflich Programmierer oder Designer oder Berater oder so. Du willst nebenbei ein bisschen Geld machen mit einem Online-Kurs.
Schöne Idee but ain't gonna work.
Ich kenne niemanden, der sich nebenbei ein Online-Business aufgebaut hat.
Das Online-Kurs bauen ist ja noch die kleinste Arbeit.
Deine Community aufzubauen ist die eigentliche Arbeit. Jede Woche, kontinuierlich, stetig und langfristig.
Wie viel du mit deinem Online-Business verdienst, steht in direktem Verhältnis zum Wert den du lieferst.
Mythos #10: Du arbeitest weniger.
Du glaubst an passives Einkommen mit einem automatisierten Business, dass du mit 4 Stunden pro Woche am Laufen hältst.
Wenn es zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es zu gut, um wahr zu sein.
Selbst Tim Ferriss, Marketinggenie und Autor der 4-Stunden-Woche hat zugegeben, dass der Buchtitel ein Marketinggag war. Es ging ihm immer um die Idee des schlauen Outsourcens, nicht um die 4 Stunden.
Einige meiner Kunden sind sehr erfolgreich. Die haben ihre Vor-Ort Ausbildungen und Seminare und zusätzlich ihre Online-Kurse.
Weißt du was die allesamt sagen? Sandra, seit ich das Online-Business habe, arbeite ich viel mehr als früher.
Überrascht mich nicht.
Schau dir die größten Anbieter in allen Nischen an. Die arbeiten non-stop. Erstellen Content, sind jeden Tag auf Instagram, hauen Youtube-Videos raus, geben Podcast-Interviews und launchen mal eben ein neues Programm.
Nichts von Wert ist je entstanden ohne Arbeit.
Yikes, so viel Arbeit?
Nein. Ein Hoch auf die Skalierbarkeit im Online-Business.
Der Vorteil im Online-Business: Du erreichst mehr bei gleichem Aufwand.
Du erreichst nicht nur eine Person, sondern tausende.
Im Online-Kurs bedienst du dutzende Kunden ohne dutzendfachen Aufwand.
Dafür lohnt’s sich dann doch zu arbeiten.
Mythos #11: Dein Business läuft automatisiert ohne dich.
Neulich hat ein Typ in einer Instagram-Anzeige versprochen zu zeigen, wie ich mein Business automatisiere und 6-stellig verdiene.
Totaler Quatsch.
Um die Anzeige zu erstellen, musste er mehrere Videos drehen und beeindruckende Diagramme auf sein Flipchart malen.
Er musste die Ads bei Facebook einstellen.
Weil die Anzeigen sich mit der Zeit totlaufen und teuer werden, muss er regelmäßig neue Ads aufsetzen und seine Zielgruppen bearbeiten.
Klar, das kann er alles outsourcen bis auf den Teil, wo er sich im Video zeigt.
Dann sind da noch die Kunden. Die Menschen für die wir ja eigentlich tun, was wir tun.
Wie fühlen sich die Kunden wohl, viel Geld für Online-Kurse und Angebote zu bezahlen und null Kontakt zu einem Menschen zu bekommen?
Fakt ist: Du kannst so einiges automatisieren.
Wir haben ein automatisiertes Webinar laufen, in dem wir unseren Facebook-Ads-Kurs verkaufen.
Die Automatisierung läuft gut, weil wir den Online-Kurs vorher 2 mal live gelauncht haben. Weil wir getestet haben, welches Webinar-Thema am besten läuft und ob die Verkaufs-Emails verkaufen.
Was du nicht automatisieren kannst, ist der Kontakt zu deinen Kunden.
Genau dafür werden immer mehr Kunden in Zukunft zahlen, weil sie keinen Bock auf vollautomatisierte Kurse ohne Support haben. Zu Recht.
Mythos #12: In 5 Wochen verdienst du 32.560 Euro (setz die Zahl ein, die du willst) pro Woche.
Du kennst die Ads, die dir eine große (immer krumme!) Zahl versprechen in extrem kurzer Zeit.
Ja du kannst mit einem Online-Business sehr gut verdienen. 6-stellig, 7-stellig. So viel -stellig wie du willst.
Aber es geht nie so schnell wie versprochen.
Wenn du ein neues Business startest, musst du zuerst zum Experten werden (Schocker. Auch im Online-Business lässt sich Schei** nicht zu Geld machen, zumindest nicht nachhaltig.)
Lies hier, warum dein Online-Business offline startet.
Vom Start bis zum ersten Kurs-Launch rechne mit 8 bis 12 Monaten.
So lange brauchen die meisten meiner Kunden, die schon Experten für ihr Thema sind.
Bei mir hat’s länger gedauert.
Es hat zweieinhalb Jahre gedauert, bis ich meinen ersten Kurs „Blogformel“ verkauft habe. An 8 Teilnehmer. Meine Email-Liste war damals winzig und so eben auch das Ergebnis.
Ich hab ganz viel gelernt, weiter meine Email-Liste aufgebaut und 3 Monate später wieder gelauncht. Diesmal hab ich achttausend Euro verdient. Gemessen am Aufwand immer noch ein Witz.
An dieser Stelle trennen sich die Wege derer, die sich ein erfolgreiches Business aufbauen von denen die aufgeben.
Gewinner denken langfristig.
Ich hab weiter meine Reichweite vergrößert und Kurse gelauncht.
Lass dir nicht einreden, dass es schnell und einfach gehen muss.
Online-Business Fakten
Ich wollte die größten Online-Business-Mythen aufdecken, damit du besser einschätzen kannst, wo du stehst. Oft sind es die Mythen und Märchen vom schnellen Erfolg, die uns demotivieren, weil es bei uns anders läuft.
Welchen Mythos hab ich vergessen? Schreib mir im Kommentar!
Ich finde, du hast das super zusammengefasst! Ein Online-Business ist viel Arbeit und man braucht einen langen Atem und vor allem die richtige Strategie! Danke Barbara
Toller Artikel, ich bin auch der Meinung, dass man davor gute Kurs machen sollte und hervorragende Coaching haben sollte, um ein gute Online Business überhaupt zu bauen.