Ich prokrastiniere. Seit 3 Tagen will ich einen Blog-Artikel schreiben.
Dann gibt's diese Woche eben keinen.
Nächste Woche dann.
Vielleicht. Hoffentlich.
Was ist passiert, dass ich es wieder nicht geschafft habe?
Es gibt Zeiten, in denen ich so meisterhaft prokrastiniere, dass ich überhaupt nichts gebacken krieg.
Nicht mit Druck oder Deadlines.
Nicht mit Versprechen an mich selbst und nicht mit Affirmationen, die mir einreden, wie produktiv ich bin.
Es beginnt ganz langsam.
Den Blog-Post auf nächste Woche verschieben.
Den Newsletter mal ausfallen lassen.
Aus einer Woche werden vier.
Prokrastinieren beginnt als kleiner Aussetzer und kann zwanghafte Züge gewinnen.
Deshalb ist es wichtig zu verstehen, woher es kommt und was wir dagegen tun können.
Was bedeutet Prokrastinieren?
Prokrastinieren beschreibt zwanghaftes Aufschieben.
Du weißt, du musst die Steuererklärung einreichen, sonst wird das Finanzamt böse. Statt deine Unterlagen zu sammeln, sortierst du deinen Kleiderschrank.
Das ist noch kein schlimmes Prokrastinieren, wenn dir das nur am Sonntag so ging. (Als der Kleiderschrank ordentlich war, kam der Tatort. Keine Zeit mehr für die Steuerunterlagen.)
Das machen wir alle mal.
Prokrastinieren ist schon krasser. Krankhaft. Zwanghaft.
Du prokrastinierst, wenn du…
… dringende und nötige Aufgaben verschiebst, obwohl das negative Konsequenzen haben kann, die du zur Not in Kauf nimmst.
… das Anfangen oder Fertigstellen einer Aufgabe auf den allerletzten Moment oder sogar auf unbestimmte Zeit verschiebst.
… dich bewusst nicht für die nötige Aufgabe entscheidest sondern für eine, die dir kurzfristig Belohnung bringt oder dich aus dem Schmerz rausholt, die eigentliche Aufgabe zu erledigen.
… dir immer wieder vornimmst, früher anzufangen und obwohl der Druck immensen Stress aufbaut – kannst du einfach nicht loslegen.
Imke Knafla erklärt: „Bei Prokrastination baut sich der Druck bis ins Unerträgliche auf. Prokrastinierer haben kein Zeitmanagement, sie wollen zwar früher anfangen, können es aber nicht.“
„Menschen, die aufschieben“, sagt Psychoanalytiker Hans-Werner Rückert, „beginnen, sich an einem Punkt selbst rätselhaft zu werden.“ Sie beobachten sich selbst wie im Scheinwerferlicht: „Warum fängt dieser Typ nicht an?“
Statt eines wohlwollenden inneren Begleiters haben sie einen „nörgelnden Beobachter“ an ihrer Seite.
Was ist der Unterschied zwischen Prokrastinieren und faul sein?
„Jemand, der einfach faul ist, hat keine Ansprüche an sich selbst“, erklärt Psychologin Andrea Kramer. „Er spürt diesen Druck nicht. Demjenigen ist es schlichtweg egal, auch wenn er die Prüfung nicht besteht. Jemand, der prokrastiniert, hat Leistungsansprüche. Er will etwas erreichen, kann es aber nicht.“
Prokrastinieren hat unerwünschte Nebenwirkungen.
Davon abgesehen, dass du deine Aufgabe nicht erledigst, hat ewiges Aufschieben ein paar ernsthafte Nebenwirkungen.
Wenn ich in 4 Wochen weder Blog-Artikel noch Podcast gebacken bekomme, fang ich an, mein Können in Frage zu stellen. „Bin ich gut genug?“, „Was stimmt mit mir nicht?“ füttern meine Selbstzweifel.
Ich fühl mich minderwertig und mein Selbstwert sinkt ins minus. Die perfekte Wetterlage für eine depressive Verstimmung.
Gedanken an mein Business machen mir dann Stress. Weil ich ja nix gebacken krieg.
Solltest du mir nicht glauben, glaub den Studien.
- Prokrastinieren wirkt sich negativ auf die psychische und physische Gesundheit aus.
- Prokrastinieren wirkt sich negativ auf die persönlichen Finanzen und die Karriere aus. Klar, wenn du im Job oder Business nix gebacken bekommst, wirst du nicht befördert oder machst weniger Umsatz.
- Schuldgefühle und ständiges sich Sorgen machen erzeugt Stress, der nicht unbedingt gesund ist.
- Prokrastinieren verhindert, gesetzte Ziele zu erreichen und dämpft damit Ambitionen. „Wenn ich das schon nicht schaffe, dann XY erst recht nicht.“
Yikes.
Klingt nicht gut.
Ein Fünftel der Erwachsenen und die Hälfte aller Studierenden prokrastinieren und es werden immer mehr. In den 70ern ist man noch von 5% der Erwachsenen ausgegangen.
Warum wir prokrastinieren
Wenn prokrastinieren so schlecht für uns ist, warum tun wir es?
Es ist nicht was du denkst.
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Ständiges Aufschieben und Prokrastinieren killt deine Ziele und dein Selbstbewusstsein. Lern, wie du wieder ins Machen kommst. @SandraHolze
Jetzt teilenDu denkst: Mein Perfektionismus hält mich ab. Ich will perfekt sein und deshalb prokrastiniere ich.
Nö.
Das steht in vielen Blogs so.
Studien sagen was anderes.
Von außen auferlegter Perfektionismus korreliert nur ganz wenig. Also wenn du denkst, dass andre einen hohen Anspruch an dich haben, hat das ganz wenig Einfluss auf deine Prokrastinierer-Karriere. Und dein eigener perfektionistischer Anspruch an dich selbst hat mit Prokrastinieren nix zu tun. (Haycock, McCarthy, & Skay, 1998).
Interessant oder?
Hier sind die wahren Gründe.
1 allgegenwärtige Ablenkung (dein durch Social Media, Internet und Handy gezüchtetes Monkey-Mind)
Ablenkungen sind wie eine Droge. Sobald eine Aufgabe anstrengend wird, springen wir schnell zu Facebook oder nehmen das Handy in die Hand, nur um mal 5 Minuten Pause zu machen.
Aaaah, die schnelle Befriedigung setzt ein.
Der Wechsel von Situationen mit wenig Stimulanz (Blog-Post schreiben gähn) zu viel Stimulanz (neue Nachricht bei WhatsApp hurra) trainiert uns, Langeweile oder tieferes Nachdenken zu vermeiden.
Oder einfacher ausgedrückt:
Die Sucht nach ewig neuen Eindrücken und hoher Stimulanz versaut unsere Disziplin.
Das sagt Cal Newport, dessen Buch Deep Work, auf Deutsch Konzentriert arbeiten, du unbedingt lesen solltest.
2 Mangelnde Selbstkontrolle (dein eingebauter Belohnungsaffe)
Hier die gute Nachricht. Vielleicht kannst du nichts für dein Prokrastinieren.
Es gibt einige Studien, die zeigen, dass dich bestimmte Persönlichkeitsmerkmale eher zum Profi-Prokrastinierer machen.
Prokrastinierer lassen sich eher ablenken als Nicht-Aufschieber, weil sie impulsiver handeln, sagt Fred Rist von der Prokrastinationsambulanz der Uni Münster.
„Impulsivität bezeichnet ein Verhalten, bei dem der Handelnde spontan und ohne jede Erwägung selbst naheliegender Konsequenzen auf Außenreize oder innere Impulse reagiert.“ (Wikipedia)
Mangelnde Selbstkontrolle und der Hang zu leichter Ablenkbarkeit machen einige von uns noch empfänglicher für äußere Reize. (zu den Persönlichkeitsmerkmalen hier: Alexander Rozental, Uni Stockholm)
Heißt, einige von uns haben den Affen, der auf sofortige Belohnung aus ist, schon eingebaut. Während andere sich den mit ständiger Ablenkung (böses Facebook) erst antrainieren.
So wird konzentrierter Fokus auf eine Sache noch schwerer, als es sowieso schon ist.
3 Unsicherheit und mangelnder Selbstwert
Menschen, die zum Grübeln, zu Unsicherheit, depressiven und ängstlichen Gefühlen neigen, sind anfälliger für Aufschieberitis.
Sie halten wenig von ihrer eigenen Leistungsfähigkeit und gehen davon aus, die Aufgabe eh nicht zu schaffen.
Dabei glauben sie ihren automatisch ablaufenden negativen Gedanken, wie:
- Ich hab schon XY in der Vergangenheit nicht geschafft. Dann schaff ich das auch nicht.
- Das ist so schwer. Das kann ich nicht.
- Die Qualifikation hab ich nicht. Das kann ich nicht.
- Das ist für andere, nicht für mich.
- Warum soll ich anfangen, wenn ich das eh nicht schaff.
Die Angst zu versagen führt zu Vermeidungsstrategien. Prokrastinieren ist die Lösung.
Ist Prokrastinieren nicht auch gut?
Oft heißt es, wir sollten Prokrastinieren zulassen. Es sei ein Zeichen dafür, dass wir mal ne Pause brauchen.
Oder es würde uns kreativer machen, weil wir uns Zeit geben, eine Idee reifen zu lassen.
Das sind schöne Ideen für Menschen, die mal Pause brauchen. Da reicht auch ein Knoppers.
Nur lösen die das Problem echten Prokrastinierens nicht.
Dauerhaftes Aufschieben verstärkt dein negatives Selbstbild. Du fütterst deine schlechte Meinung über dich selbst. Das macht dich noch ängstlicher oder verstimmter und strahlt auch auf andere Bereiche in deinem Leben aus.
Du trainierst weiter nicht förderliche Gewohnheiten. Die Nervenbahnen in deinem Gehirn, die sich an Facebook und WhatsApp aufgeilen, werden zu Autobahnen ausgebaut. Deine Sucht nach Ablenkung wird größer und das Erledigen „langweiliger“ Aufgaben immer schwerer.
Bald sieht dein Belohnungsäffchen so aus. Viel Spaß beim Kämpfen.
9 Wege vom Prokrastinieren ins Tun
Du weißt schon, dass du bei bestimmten Dingen Profi-Prokrastinierer bist? Hier sind 9 Wege aus dem ewigen Aufschieben rauszukommen.
1 Stoppe negative Selbstgespräche
Vielleicht reicht es schon, deine eigenen negativen Gedanken über dich, deine Wertigkeit und deine Leistungsfähigkeit zu erkennen. Nur was du erkennst, kannst du stoppen oder ändern.
Fang dabei an, dich nicht pauschal als Prokrastinierer zu definieren. In vielen anderen Lebensbereichen bist du voll der Macher. Denk daran, wenn du dich das nächste Mal runterziehen willst.
Negative Gedanken einfangen, stoppen und verändern…. da gibt es viele Wege. Hier, was mir geholfen hat:
- Gedanken umkehren: Ich hab einen A4-Block neben mir und schreib alle negativen Gedanken über mich auf, die mir während eines Arbeitstages kommen. Dann streich ich diesen Gedanken durch und ersetze ihn mit einem positiven hilfreicheren Gedanken. Das hab ich mal bei Bob Procter gelernt.
- Mit den Fragen von Byron Katie The Work arbeiten. Diese Fragen helfen mir zu erkennen, dass meine Gedanken nicht wahr sind und keine faktische Basis haben. Ihre Anleitungen findest du alle gratis hier.
- Pattern Interrupt: Negative Gedanken und Gefühle unterbrechen, indem du dich in eine andere Situation bringst. Mein Pattern Interrupt sah eine zeitlang so aus: Bei einem schlechten Gedanken über mich steh ich auf und mach einen Handstand. Die Situation hat mich rausgerissen aus meinem Gedanken, weil ich mich arg konzentrieren musste. Wenn du im Büro mit Leuten sitzt, such dir lieber was unauffälligeres ;-).
2 Hab konkrete Ziele und machbare Teilziele
Ziele setzen – wie banal, denkst du jetzt vielleicht.
Es kommt eben drauf an, sich die richtigen Ziele zu setzen. Vage Ziele oder unpassende Ziele vernebeln unsere Sinne und lassen unsere Motivation schrumpfen. Wir wissen einfach nicht, wie wir das Ziel erreichen sollen.
Ich will eine gute Reiterin werden. Das ist ein total unkonkretes Ziel und sagt mir nicht, wie ich messen kann, ob ich angekommen bin.
Also muss ich mich hinsetzen und für mich definieren, was ich mit gut reiten meine. (Da sitz ich immer noch dran, weil das gar nicht so einfach ist.)
Vage Ziele führen zu vager Anstrengung.
Vielleicht ist dein Ziel „Blog schreiben“. Das ist zu vage.
Konkret und messbar wäre: Jede Woche einen keyword-optimierten Blog-Post mit mindestens 1000 Wörtern veröffentlichen. Das ist ein konkretes großes Ziel.
Jetzt brauchst du Teilziele, damit du überhaupt loslegst.
- Ein Teilziel könnte sein: 10 mögliche Themen für Blog-Artikel recherchieren.
- Ein nächstes Teilziel: Den ersten Blog-Post am 10. Dezember veröffentlichen.
Das Ziel kannst du weiter runterbrechen und da sind wir schon beim nächsten Tipp.
3 Geh Baby-Schritte
Wenn Angst oder komische Glaubenssätze uns blockieren ist Machen die einzige Lösung.
Dabei muss Machen so einfach wie möglich werden.
Zerlege dein Ziel also in viele kleine Babyschritte. Die sollen so klein sein, dass du sie gar nicht verfehlen kannst.
Psychologen, die mit prokrastinierenden Studenten arbeiten, verschreiben 15-Minuten-am-Tag-Blöcke. So wird bewusst die Schwelle vermieden, an der die negativen Emotionen wieder auftauchen, die zum Aufschieben führen.
Bestseller-Autor Tim Ferriss sagt selbst über sich, dass er manisch-depressiv veranlagt sei und sich austricksen muss, überhaupt mit einem Buch loszulegen:
„My quota is two crappy pages per day. I keep it really low so I’m not so intimidated that I never get started.“
4 Find eine Routine
Beethoven hat 60 Kaffeebohnen abgezählt für seinen Morgenkaffee. Den hat er im Morgengrauen getrunken und dann bis mittags gearbeitet.
Schriftstellerin Patricia Highsmith hat gekrümmt auf ihrem Bett sitzend geschrieben. Um in Schreibstimmung zu kommen, brauchte sie Zigaretten, Kaffee, einen Donut und zur Beruhigung einen großen Schluck Wodka vor dem Start.
Verrückte Rituale großer Künstler findest du im Buch: Daily Rituals – auf Deutsch: Musenküsse, von Mason Currey.
Alle großen Künstler haben eine Arbeitsroutine und das hat gute Gründe.
Routinen sagen unserem Monkey-Mind, dass jetzt Arbeit ansteht.
Hirnforschung bestätigt, dass bei totaler Konzentration auf nur eine Sache sich dein Gehirn zum Besseren verändert. Dann wird vermehrt Myelin produziert, ein Fettgewebe, das um die beteiligten Neuronen wächst. Das führt dazu, dass die Nervenzellen schneller und präziser feuern.
Diese Isolation von an einem bestimmten Denkprozess beteiligten Neuronen macht dein Gehirn leistungsfähiger.
Du trainierst also dein Gehirn, effektiver zu arbeiten und mit der Dauer wird das konzentrierte Denken müheloser und einfacher. (Schön erklärt von Cal Newport in Konzentriert arbeiten. Mehr dazu in dieser Podcast-Folge.)
Regeln für deine Routine:
- Deine Routine kann ein bestimmter Ablauf sein, ein bestimmtes Setting, ein bestimmter Ort zu einer bestimmten Uhrzeit.
- Arbeite mit deinem Biorhythmus. Wenn du eine Morgen-Person bist, leg deine Arbeit, die du prokrastiniert, in den Morgen.
- Verbiete dir Multitasking und Ablenkung. (Versteck das Telefon. Mach Slack und alles was blinken und piepen kann aus.)
5 Hab eine To-Do-Liste mit nur einer Aufgabe
Wetten, deine To-Do-Liste ist lang? Und noch mal wetten, dass du fleißig Dinge tust und abhakst. Nur die eine Sache, die einen großen Unterschied machen würde – die steht abends immer noch druff.
Busy sein ist auch Prokrastinieren. Wir tricksen uns damit aus, viel zu erledigen und drücken uns eigentlich vor dem Anstrengenden.
Darum sollte deine To-Do-Liste für den Tag nicht länger als 3 bis 5 Aufgaben sein und diese nach Wichtigkeit sortiert.
Fang IMMER mit der wichtigsten an und nimm dir dafür 2 bis 3 Stunden Zeit.
Danach kannste stolz wie Bolle, weil du was Großes erledigt hast, die Busy Arbeit erledigen.
Oder frei machen und den Rest auf morgen verschieben.
6 Arbeite immer mit einer Deadline
Tim Urban beschreibt schön, was passiert, wenn wir prokrastinieren mit Deadline. Das Panik-Monster meldet sich kurz vor Deadline und übernimmt das Ruder. Der Instant Gratification Monkey wird so mundtot gemacht und die Arbeit kann starten.
Wichtige Dinge passieren nur MIT einer Deadline.
Das ist der Grund, warum wir endlich gesund essen, endlich Sport machen, endlich die Eltern mehr sehen, mehr Zeit für Freunde und all die anderen Dinge, die „eigentlich“ wichtig sind vor uns herschieben. Unser Leben ist ja noch so lang.
Die schlauen Stoiker wussten schon, dass wir jeden Tag so leben sollten, als wäre es der letzte.
“Let us prepare our minds as if we’d come to the very end of life. Let us postpone nothing. Let us balance life’s books each day. The one who puts the finishing touches on their life each day is never short of time.” — Seneca
7 Gönn dir eine Belohnung
Die meisten Profi-Prokrastinierer suchten nach sofortiger Belohnung, wie andere nach Zucker oder Alkohol. Warum dann nicht den Trieb nach Belohnung nutzen?
Setz dir eine Belohnung, wenn du deine Aufgabe geschafft hast (Torte, Wein oder lieber was Vernünftiges).
Ehrlicherweise mach ich das nie. Ich fühl mich schon belohnt, wenn ich die Aufgabe endlich abhaken kann.
8 Nutze sozialen Druck
Sich öffentlich dazu verpflichten, etwas zu tun, ist das beste Druckmittel, das ich kenn. Wenn dein Ego einigermaßen ausgeprägt ist, wird das gut funktionieren. Du willst ja auf keinen Fall schlecht aussehen vor den anderen.
Darum motiviere ich all meine Kurs-Teilnehmer sich in kleinen Arbeitsgruppen zu organisieren.
Darum hab ich im November eine Content-Challenge laufen, bei der ich mit meiner Content-Frau Lea um die Wette blogge. (Es steht nicht gut für mich. Diesen Artikel hier hab ich eine Woche vor mir hergeschoben und dabei unzählige Lebkuchen vernichtet.)
Die Verbindlichkeit einer Gruppe und die Angst vor öffentlicher Blamage sind unschlagbar.
9 Mach die Aufgabe einfach gar nicht.
Manchmal, aber wirklich nur manchmal (das ist keine Exit-Strategie aus deiner Aufschieberei!) macht die Aufgabe keinen Sinn.
Dann sagt unser System: Ey was soll das.
Dann sollten wir ehrlich mit uns sein und die Konsequenz ziehen.
Jetzt zu dir: Prokrastinierst du? Welche Mittel hast du, dich da rauszuholen? Schreib mir im Kommentar!
Wenn ich ständig aufschiebe, dann liegt es auch daran, daß ich mich nicht gut konzentrieren kann. Je älter ich werde, desto schlimmer wird es.
Mir kam beim Lesen der Gedanke, ob deswegen der Minimalismus – Trend solchen Aufschwung erfuhr. Je weniger um mich herum ist (visual noise), desto weniger Ablenkung habe ich. Ordnung durch Reduktion. Sich dann mehr konzentrieren können. Andererseits sind die Dinge und Gegenstände um mich herum mein Leben. Meine Erinnerungen.
Einen Weg heraus aus dem zwanghaften Aufschieben habe ich noch nicht gefunden, aber dieser Artikel ist zumindest sehr tröstlich, ich fühle mich ernst genommen und mit meinem Problem nicht mehr so allein. Es lindert die Scham. Deshalb auch vielen Dank für Mühe, sich hingesetzt und geschrieben zu haben.
Hallo, lieben Dank für die zahlreichen Informationen auf eurem Blog. Super! Danke dass ihr euch so viel Arbeit macht.
Toller Artikel! Wird in eurer Challenge nur die Quantität oder auch die Qualität bewertet?
In Ihrem Millionenbestseller „Der Weg des Künstlers“ schreibt Julia Cameron eine Menge Hilfreichendes zu diesem Thema… Sie hat eine sehr geerdete, witzige, fundierte Art, so dass das Buch auch „Der Weg der Lebenskunst“ heißen könnte. Aber „Künstlerin“ oder „Künstler“ passt hierher, finde ich, denn Schreibende, egal, ob sie ihre eigenen Texte nun wie einen Blumenstrauß zu einem Buch oder zu einem Blog zusammenstellen, sind Kreierende.
Ich schätze, genau wie die andere Kommentatorin, auch das „Sich zum Schreiben verabreden“, von dem ich bei Julia C. zuerst las.
Dafür klingele ich zur verabredeten Zeit kurz durch und dann legen wir beide los und bleiben verbunden per lautgestellten Anruf. Geht auch per ab und an gesandten SMS mit Zwischenberichten und Motivtionssätzen. Es gibt auch die Variante, dass man sich zum Schreiben bei sich oder beim Anderen oder im Cafe verabredet und dann loslegt – jede an ihrem Projekt. Das Gleiche geht natürlich auch mit Fensterputzen, erst mache ich bei deinen mit, dann machst du bei meinen mit, während unsere Kinder miteinander spielen. Oder mit Steuererklärungen – einfach den Laptop untern Arm klemmen und zur Freundin gehen und zusammen loslegen – ich meine, sie ihre.
Zu zweit hat man immer mehr Power, man nutzt dabei den Synergieeffekt – eine Wunderwaffe gegen die Aufschieberitis!
Die Synergie ist bei Pro-Krass-Dinierer eine empfohlene Medizin, am besten 3x täglich.
DANKE für die tollen Blogartikel und ganz besonders für diesen!
Gerade schiebe ich Steuer und die Arbeit an meiner neuen Website erfolgreich auf, beides eilt, aber Ablenkungen und Trägheit sind stärker. Mich interessiert ja so viel…
Die Kommentare meines inneren inneren Kritikers sind inzwischen so sarkastisch, dass sie schon wieder Spaß machen.
Perfektionismus ist es weniger, eher die Erinnerung an Erfolgserlebnisse, als ich Dinge auf den letzten Drücker oder kurz danach erledigte, und sie wirklich gut wurden und auch Spaß machten. Diese Spannung am Ende, die mich so anspornte, diese Ideenfülle unter Druck… Dazu die Erfahrung, dass sich manche Dinge, besonders unangenehme, tatsächlich manchmal von selbst, durch Abwarten und Nichtstun erledigen.
Auf jeden Fall ist eine Deadline hilfreich, auch, dass andere davon wissen und einen gewissen Druck aufbauen. Und dann Teilziele und überschaubare Zeitfenster.
Als Profi-Prokrastiniererin habe ich Piers Steels Buch „The Procrastination Equation“ (den deutschen Titel „Der Zauderberg“ finde ich viel schöner) begeistert gelesen und auch schon Seminare zu diesem allzu vertrauten Thema, das mich auch jetzt in ziemlich fortgeschrittenem Alter verlässlich begleitet, gehalten, die bestens ankamen.
Und letztlich liefert mir auch eines meiner Fachgebiete, die psychologische Astrologie, manche Ausrede, dass die Zeit einfach noch nicht reif ist, und Termine in der Zukunft günstiger und vielversprechender sind.
Gerade ertappe ich mich wieder bei einer meiner bewährten Prokrastinationsmethoden: Kommentare und E-Mails schreiben, in den sozialen Medien posten, zu Themen, die mit den überfälligen Aufgaben gar nichts zu tun haben.
Aber dieser Blog kam wirklich zur rechten Zeit und weckt Hoffnung auf schrittweise Erledigung, die möglichst schon heute beginnt.
Noch einmal danke und herzliche Grüße
Ulrike Kiefer
Vielen herzlichen Dank liebe Sandra. Deine Artikel zu lesen lohnt sich wirklich. Sehr konkret, ehrlich und gut recherchiert. Und sehr motivierend. Ich habe für meinen Podcast „Die Kraft der Geschichten“ eine wöchentliche Veröffentlichung jeden Freitag Morgen um 07.00 Uhr. Die beste Verabredung mit mir selbst. Das bringt mich voll ins tun und ist manchmal auch voll stressig. Aber diesen positiven Stress brauche ich, um produktiv zu sein.
Das Buch „Mein kreatives Geheimnis“ habe ich mir gleich bestellt. Ich finde das Thema Kreativität total spannend. Danke für Deine Inspiration. Dann mal ran an die Arbeit.
Beste Grüße, Annika
Das war jetzt erhellend, v.a. das Video von Tim Urban – ich bin auch so eine von außen mir selber Zusehende und sich Wundernde; mir helfen Partner für Projekte (funktioniert aber auch nicht mit allen; die müssen schon aktiv sein, sonst fällt der soziale Druck weg) und ein Kurzzeitwecker – den stelle ich mir dann für 20 oder 30 min um an einer bestimmten Aufgabe dran zu bleiben und alles, was mich ablenken könnte, wird ausgeschaltet (geht nur, wenn die Kinder nicht da sind;-). Und mir nur ganz wenig vornehmen, damit ich über einen längern Zeitraum dran bleibe, z.B. fünf min Bewegung pro Tag zählt schon als „täglicher Sport“, dann freu ich mich, dass ich es schaffe und mache auch gerne mehr, schelte mich aber nicht selbst, wenn ich mal wenig Lust habe und nach 10 min schon wieder aufhöre;-) Danke!
Deadline, Deadline und noch mal Deadline. Hilft bei mir am besten. Eine, die ich mir selbst setze, am besten am Abend vor dem Schlafen gehen für den nächsten Tag. Da kann ich entspannt überlegen (weil der Tag ja schon geschafft ist), was wirklich ansteht.
Am nächsten Morgen erinnere ich mich daran. Da ruft dann zwar garantiert die Waschmaschine, aber ich habe es mir ja versprochen. 😉
Und ja, ich mache die großen Dinge auch meistens am Morgen. Oder am späten Nachmittag, falls ich das Gefühl habe, noch nicht genug Sinnvolles getan zu haben. Mit der Deadline Abendessen und Kinder ins Bett bringen. Funktioniert auch. 😉
Liebe Sandra, Dein Artikel spricht mir aus dem Herzen! (Was es leider nicht besser macht :-)). Meine persönliche Erfahrung: zu viel Arbeit an sich ziehen aus Angst nicht genug Umsatz zu machen oder weil man den Aufwand unterschätzt. Je mehr Berufserfahrung ich habe, desto eher passiert mir das. „Ich weiß ja genau wie es geht, das muss doch mit links zu machen sein.“ Es macht sich aber leider nicht mit links, nur weil es in meinem Kopf völlig klar ist. Früher hat mich der Respekt vor der Aufgabe oft davor bewahrt zuviel auf einmal anzunehmen. Und dann noch das lästige Klein-Klein des operativen Geschäfts, wie Mails und Telefonate …
Mein Fazit: Nur weil ich etwas kann oder könnte muss ich es nicht annehmen. Nicht erledigte Aufträge bringen auch keinen Umsatz. Arbeitszeiten blocken für die wirklich wichtigen und lukrativen Aufgaben (ja, das kann auch die Steuererklärung sein). Nicht jede Mail muss sofort beantwortet werden.
Ich übe fleißig weiter und gebe meine Seminare für Zeit- und Selbstmanagement :-). Jeder hat ja die Themen zu bearbeiten, die er verdient.
Wie heißt Dein Spruch so treffend? Nur Taten schaffen Ergebnisse!
Let’s move!
Liebe Sandra – you made my day! Genau so is es! Und dein wunderbarer Artikel hat nicht unbedingt dazu beigetragen, dass ich meinem nächsten Blogbeitrag mit mehr Leichtigkeit entgegensehe. *Lol..Der ist mal wieder top geworden! Und ja, es ist Arbeit, Recherche&Co..was hilft mir? Routinen, am besten täglich dasselbe für Zeit x, Timer stellen, damit mein Hirn nicht mal darüber nachdenken muss welcher Tag heute ist;) wie Zähneputzen, das kann ich im Schlaf, in jedem Zustand, ohne groß nachzudenken;)..und ein Body hilft mir meine Bedenken, Zweifel&Co kurz abzunehmen, wenn ich auf „veröffentlichen“ drücke..Danke dir!
Ich war früher einmal Profi auf dem Gebiet. Jetzt bin ich es nicht mehr. Was mir geholfen hat, war nicht die To-do Liste mit nur einem Punkt, ganz im Gegenteil, der hat mich dazu verleitet mir Zeit zu lassen, sondern eine extrem lange To-Do Liste. Da standen dann aber auch wirklich alles drauf. Vom Zähneputzen, über Mittagessen, lüften bis zu den wichtigen Dingen. Das hat mich erstens dazu gebracht mir nicht zu viel Zeit zu lassen. Zweitens hat mein Unterbewusstsein erkannt, Dinge erledigen tut nicht weh, ganz im Gegenteil, es macht Freude. Es wurde im Laufe der Zeit sogar zur Belohnung für mich. Ich habe den Ehrgeiz entwickelt alle Punkte zu erledigen. Musste sogar aufpassen mich nicht zu übernehmen. Ohne es zu merken habe ich mich umprogrammiert. Jetzt stehen nur mehr wenige Dinge auf der To-Do Liste und es funktioniert bestens.
Ein interessantes Thema, mit dem ich bereits viele Erfahrungen gemacht und darüber nachdenkt habe. Mein Fazit: ja, es gibt Aufgaben, die man prokrastiniert. Wenn es nicht deine sind, delegiere sie. Wenn doch, warte ab, auch wenn es Leiden kostet, bis sie dran sind, dann geht es plötzlich ganz leicht (Deadlines hab ich noch immer eingehalten). Und immerhin hat man bis dahin alles andere erledigt, was man vorher prokrastiniert hat, auch schön 😉 Wir sollten uns nicht immer so einen Kopf machen und perfekt sein wollen. Wenn es dran ist, ist es dran, und dann macht sogar Spaß, was vorher in der Vorstellung ein Horror war. Mein Glaubenssatz dazu: ich hab noch immer alles rechtzeitig geschafft. Funktioniert!
Hallo Sandra,
danke für deine tollen Blogartikel! Lese ich immer wieder sehr gern 🙂 Du hast einfach eine großartige, authentische und sympathische Art, die sich sehr angenehm von vielem Rumgeblähe im Netz abhebt. Und vor allem steckt viel hilfreiche Info drin!
Vielen Dank dafür!!
Ich bin selbst eine große Prokrastiniererin vor dem Herrn und stimme vielem, was du vom Stapel gelassen hast, zu. Besonders hilfreich (und für mich neu) fand ich die Methode mit dem umdrehen der negativen Gedanken auf dem Din A4 Block. Werde ich morgen gleich ausprobieren!
Ansonsten, was mir hilft ist: to get in the mood. Entweder, durch ein inspirierendes (aber möglichst kurzes) Meeting mit jemanen, mit der ich an einem Projekt kollaboriere oder indem ich mir meine (von dir ja auch unter 2 beschriebenen) Ziele vor Augen führe und mich richtig gehend damit in Stimmung bringe.
Und wenn gar nichts mehr geht und ich wimmernd vor dem Kunstförderungsantrag oder der Sammler Mail sitze, die ich nicht schreibe, mache ich nen „Sandwich-Call“: Freundin bzw. business-besty anrufen kurz die Lage schildern * ne halbe Stunde an dem vermaledeitem Ding arbeiten * und wieder anrufen. Meist bin ich dann „drin“ und arbeite länger als die verabredete halbe Stunde aber der soziale Druck (dein Punkt 8) funktiert super als Anschub.
Mit lieben Grüße an alle fellow Prokrastinierer*innen 😉
Britta
Liebe Sandra,
wir kennen uns doch gar nicht! Wie kann es denn dann sein, dass Du mich mit diesem Artikel zu beinahe 100% beschreibst? Ich finde mich in fast jedem Wort wieder. Und ich möchte Dir danken, dass Du diesen Artikel nicht weiter prokrastiniert sondern ihn heute veröffentlicht hast. Du ahnst nicht, wie passend er gerade für mich persönlich ist. Und er ist sehr hilfreich. Und mit vielen Links zu weiteren interessanten Artikeln. Ich habe kein (Online-)Business, arbeite als ganz normale Angestellte im ÖD. Habe vor einiger Zeit mal mit guten Vorsätzen einen Blog begonnen, der meiner Disziplinlosigkeit und meinem großen Talent, mich ablenken zu lassen und Ausreden zu finden, zum Opfer gefallen ist. Schlimmer ist aber die Aufschieberitis bei unangenehmen Aufgaben im Job – ein gerade sehr aktuelles Thema bei mir. Ich gehöre zu der Sorte, die bis zum bitteren Ende etwas aufschiebt, sich selbst deswegen großen unnötigen Stress bereitet, nur um dann in letzter Minute und voller Power alles zu erledigen. Deinen sehr treffenden und vor allem hilfreichen Artikel werde ich mir bookmarken. Er hatte sofort eine inspirierende Wirkung auf mich, und ich freue mich, gleich am morgigen Arbeitstag damit zu beginnen, die Tipps umzusetzen. Nochmals danke dafür. Dieser Newsletter kam genau zur rechten Zeit. 🙂 Alles Gute und bleib gesund! Heidi